Das reiche Patriziat in den Städten, eine Spielart des Rittertums, das keine Handwerker in seinen Reihen duldete, verschmolz seinen Wohlstand durch Heiraten und verkörperte die oberste Schicht der Stadtbevölkerung. Als anno 1513 dem reichen Bergherrn Heinrich vom Elterlein im erzgebirgischen Annaberg das Mädchen Barbara geboren wurde, ahnte der Patrizier noch nicht, dass sich seine Tochter im Erwachsenenalter der patriarchalischen Rollenverteilung widersetzen wird.
Von Prof. Gotthard B. Schicker , Publizist und Chefredakteur der deutschsprachigen Zeitung "Pester LLoyd" in Budapest, stammt folgender Auszug aus seiner Rezension:
Über die emanzipierte Patrizierfrau und engagierte Verbreiterin des Spitzenklöppelns sind schon reichlich Bücher verfasst worden. Aber wahrscheinlich hat sich noch keines in so liebevoller Weise und mit derartiger Fabulierkunst dieser ungewöhnlichen Frau angenommen, wie das Joachim Mehnert mit seiner neuesten Veröffentlichung gelungen ist.
Erhältlich in allen deutschsprachigen Buchhandlungen und im online-Buchhandel. ISBN 3-89772-104-X
Das Wohnhaus der Uthmann im 16.Jahrhundert, am Marktplatz in St. Annaberg
Als Bergherrin, Hüttenbesitzerin und Textilverlegerin von Borten und Klöppelspitzen, wirkte sie sehr erfolgreich. Vermutlich ist ihr auch die Einführung der Klöppeltechnik in unserer Gebirgsregion zu verdanken. Die Borten produzierte sie nachweislich mit eigenen Bortenmacherinnen und überließ die aufwendigere Produktion von Klöppelprodukten anderen Herstellern.
Auf dem Gebiet der Silbergewinnung aus silberhaltigem Schwarzkupfererz und der Weiterverwertung des Restkupfers, entstanden unter ihrer Ägide wichtige Erfindungen. In ihrer Kupferhütte Grünthal bei Olbernhau produzierte sie das erste Dachkupfer aus dem erhaltenem Restkupfer. Es ist anzunehmen, dass sie dazu von ihrem Onkel, dem berühmten Montanwissenschaftler Georgius Agricola, ein Verfahren zur Umwandlung des erhaltenen Sprödkupfers zu Garkupfer erfuhr. Etwa 400 namhafte Adressen in Europa, darunter der Dresdner Zwinger oder das Ulmer Münster, wurden danach mit Grünthaler Kupfer bedeckt.
Auf sozialem Gebiet schuf sie außergewöhnlich gute Arbeitsbedingungen.
An arbeitsrechtlichen Regelungen galt: (Hpt.-Staatsarchiv Dresden Loc. 36095, Bl. 18-22)
- ein vierteljähriges Kündigungsrecht für Arbeiter,
- einjährige Kündigung durch den Besitzer der Kupferhütte,
- keine Sonntagsarbeit, Einhaltung der 22 1/2 Feiertage im Jahr,
- bei Krankheit oder Unfall Lohnfortzahlungen bis zur Genesung und ärztliche Hilfe auf Kosten des Betriebes,
- bei Kurzarbeit bis zu drei Schichten gab es den vollen Wochenlohn, darüber die Hälfte,
- als Deputat gab es Zuteilungen an Hosentuch, billigem Fleisch und Brot, billigem Ausschank und die Kohlenversorgung für die kostenlose Wohnung.
Die alte Stadtmauer um St. Annaberg, ein Zeitzeugnis aus ihrer Zeit
Das alte Annaberg Franziskaner- Kloster während der Uthmann-Zeit
Der bemerkenswerte Baukörper der St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz, 1499 - 1525 erbaut, beeindruckt noch heute seine Besucher.